Fazit zum Fair Play Camp

Fazit zum Fair Play Camp 21 von Herbert Ehlen

Corona hatte 2020 erstmalig in der Geschichte der Fair Play Tour zu einer Absage mit 300 Jugendlichen geführt. Stattdessen wurde sie zu einer Alleinfahrt Non-Stop von Helmut Weber, nachdem Lucas Ittenbach die Strecke schon vorher in ein paar Tagen absolviert hatte. In diesem Jahr wollten wir einerseits Covid 19 ein Schnippchen schlagen, andererseits war ich der Meinung, dass mit einem veränderten Konzept der Fair Play Gedanke noch intensiver zu vermitteln sei. So entstand die Idee des Fair Play Camps. Von einem Ort waren je sechs Tagestouren in kleinen Gruppen durch die schöne Eifel und deren sehenswürdigsten Orten geplant, die alle unterschiedliche Thematiken beinhalteten. Die Überschaubarkeit der Gruppen (30) gewährleisteten eine gute Aufmerksamkeit beim Besuch der Orte. Zur Hinführung auf das übergeordnete Thema dieser Woche: Fair Play zur Umwelt wurde den Schülern die Frage gestellt, ob sie sich vorstellen können, dass sie in 50 Jahren auch noch so unbeschwert die schöne Natur auf ihren Radtouren genießen können. Mit dieser Frage wurden die Schüler bei der Eröffnungsveranstaltung in der Aula der Gesamtschule Eifel gleich mehrfach konfrontiert: durch die einleitenden und einfühlsamen Worte der Bürgermeisterin Jennifer Meuren sowie meine Darstellung des neuartigen Konzeptes der Fair Play Tour, untermalt durch eine dreiminütige Videosequenz, wie es 2050 hier aussehen könnte, wenn der CO2 Ausstoß nicht gestoppt werde, und durch den Beitrag von zwei Medizinern von Health for Future, die den Zusammenhang von Gesundheit und Klimawandel herstellten.

Alles war also perfekt vorbereitet. Wir hatten die Schule mit der Turnhalle und den Klassenräumen einschließlich Beamer und Laptops für die Beschäftigung mit dem Klimathema zur Verfügung. Die Mensaküche sorgte für das leibliche Wohl, finanziell abgedeckt durch die Gemeinde Blankenheim. Die Lebensmittel wurden durch Sachspenden bereitgestellt. Viele weitere örtliche Sponsoren sorgten für ein finanzielles Polster, das bei Nichtinanspruchnahme als Spende weitergegeben werden sollte. Die Welthungerhilfe hatte im Vorfeld durch die Werbung von Sponsoren und Sammeln von Spendengelder von Schülern und Lehrern und die Marathonaktion SAMOSA von Streckenplaner Karl Josef Roth bereits über 10000 Euro für das Schulbauprojekt Burara in Burundi auf dem Konto. Darüber hinaus wurde vom Teilnehmerbeitrag jeden Teilnehmers 50 Euro als Spende für das zweite Schulbauprojekt der Tour, der Ecole Primaire Sainte Anne in Ruanda, abgezweigt. Mit der Erklärung des Mottos des Camps: Mensch – Umwelt – Bildung. Bildung rettet die Erde. Wir haben es in der Hand, was auch graphsch auf den Camp- T-Shirts dargestellt war, wurden die Teilnehmer zur ersten Nachtruhe geschickt.

Bei tollem Fahrradwetter starteten die drei Radgruppen am Sonntag unter der Führung von je zwei ortskundigen Guides ( Walter und Friedel, Heinz Toni und Pit, Wilfried und  Klaus) auf unterschiedliche Themenrouten: Dauner Maare, Vogelsang IP und zum Wilden Kermeter, Nationalpark Eifel. Begleitet wurden die Radlergruppen von je einem Versorgungsfahrzeug mit den tourerfahrenen Betreuern Gisela und Josef, Albert, Steffi und Rosi sowie Carmen und Silke. Während die Dauner Maare eher selbsterklärend waren, wurden die Radler in Vogelsang über die traurige Rolle der ehemaligen Ordensburg unter Hitler durch den Seelsorger Georg Toporowski aufgeklärt. Im Nationalpark zeigte der ehemaliger Förster Dieter Fink den Schülern die Geheimnisse des Wilden Weges.

Nach der Rückkehr und dem gemeinsamen Abendessen in der Aula (auch das war jetzt wegen der Inzidenz 1 wieder möglich) zogen sich die Teamleiter mit ihren Gruppen in die Klassenräume zurück und unternahmen ihre ersten Denkanstöße zum Thema Treibhauseffekt, der die Erderwärmung herbeiführt. Bis zur Nachtruhe um 23 Uhr war dann Freizeit angesagt.

Montags standen in der bewährten Manier vom ersten Tourtag die nächsten Themenrouten, Daun, Nationalpark und Freilichtmuseum Kommern auf dem Programm. Auch das Abendprogramm entwickelte sich so wie am Vortag. Während des Tages allerdings hatte ich als Campleiter Infos erhalten, dass am nächsten Tag ein schlimmes Wetter mit Starkregen drohte. Der oberste Wettermann aus dem Kreis Euskirchen, Karl Josef Linden, bestätigte diese düsteren Aussichten. Am kommenden Tag stand eine Führung im Windpark Reetz/ Rohr auf dem Programm durch Vertreter der E Regio. Diese wurde gekänzelt und ein Regenprogramm als Alternative erstellt.

Der Dienstag startete jedoch mit leichtem Nieselregen und erträglichen Temperaturen. Auf Nachfrage erteilten die Wetterfrösche ihr OK für das Radfahren an diesem Tag. Die Führung im Windpark wurde von der E Regio kurzerhand doch wieder möglich gemacht. Auf verkürzter Streckenführung ging es weiter zum Radioteleskop Effelsberg. Hier schlug die Stunde von meinem ehemaligen Kollegen Walter Klaeren (Physik, Sport, Mathe). Im Angesicht des mächtigen Teleskops erklärte er anschaulich und verständlich dessen Wirkungsweise. Auch auf der Heimfahrt nach Blankenheim wählten wir aus Sicherheitsgründen einen kürzeren als den geplanten Streckenverlauf. Trocken und unbeschadet konnten wir das Abendessen genießen. Anschließend hielt uns die Mensaköchin Lea Schröder einen unterhaltsamen Vortrag zur gesunden und nachhaltigen Ernährung. Dies war der heutige Denkanstoß.

Angesichts des vorhergesagten Unwetters wurde für den Mittwoch das für Dienstag geplante Regenprogramm verkündet: Besuch im Bergwerkmuseum Mechernich sowie im Schwimmbad Zikkurat in Firmenich. Als dritte Alternative wurde ein Sportprogramm in der Turnhalle mit Ballspielen und Zirkusutensilien angeboten. Weiterhin wurde den Schülern der Film “ Schwarze Adler“ vorgeführt, der den Schülern am Beispiel afro-deutscher Fußballnationalspieler die Auswirkungen von Rassismus vor Augen führte. Der Transfer mit den Begleitfahrzeugen funktionierte reibungslos. Auch dieser Tag wurde von den Schülern als ereignisreich und spannend wahrgenommen. Nach dem Abendessen jedoch tauchten die ersten Meldungen und Videos auf, was der strömende Regen des ganzen Tages in Gang zu setzen schien. Halbstündlich steigerten sich die Schreckensmeldungen. Für uns eine surreale Situation: Während wir in einem sicheren Ort waren, ging um uns herum die Welt unter. Auf allen Strecken, die wir in den letzten Tagen gefahren waren, schossen reißende Wassermassen.

Am Donnerstag machte sich die Weltuntergangsstimmung immer breiter, ohne dass wir das gesamte Ausmaß der Zerstörung überblickten. Die erste Reaktion bei allen: Wir müssen helfen. Für die Kleineren unter den Schülern wurde das Sportprogramm in der Halle weitergeführt. Die Größeren gingen in den Ort zum Aufräumen. Doch schon bald wurde klar: Hier in Blankenheim gab es keine nennenswerten Zerstörungen. Durch die Bürgermeisterin kam der erste dringende Hilferuf: Im Schmetterlingsgarten in Ahrhütte ist Not am Mann. Sofort setzte sich ein Hilfskonvoi dorthin in Bewegung. Mit vereinten Kräften wurde das Chaos im neu renovierten Haus der Schmetterlinge etwas gelichtet. Da so viele Hände dort sich gegenseitig im Weg waren, ging es ein paar Häuser weiter zur Lommersdorfer Mühle, in der die Besitzerin alleine vor ihrem durch die Flut zerstörtem Restaurant stand. Bis in den Nachmittag hinein halfen Schüler und Betreuer nach Kräften und gaben den paralysierten Besitzern wieder etwas Lebensmut, da sie sahen, das sie nicht alleine standen.

Nach dem Abendessen gab es nun nicht die üblichen Denkanstöße in kleinen Gruppen in den Klassenräumen. Jetzt, da durch eigene Anschauung und Videos aus den sozialen Netzwerken das Ausmaß der Zerstörung allen allmählich bewusst wurde, gab es eine Aussprache im Plenum, die auch bezug zu den Bildern aus dem Eingangsfilm bei der Eröffnung des Camps nahm. Nun war die Situation eingetreten: Nicht Bilder aus dem fernen Bangladesh, Kanada, Australien oder China werden als Beleg für den Klimawandel herangezogen, die Auswirkungen sieht man mit eigenen Augen, sie sind regelrecht zu greifen, zu begreifen.  Die Realität hatte uns eingeholt.

Am letzten Tag des Camps hatte dann auch keiner mehr so richtig Lust zum Radfahren. Einige Kinder wurden auch schon von besorgten Eltern abgeholt, wenn auch zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr bestand. Froh waren einige der größeren Kinder, als für sie die Möglichkeit bestand im Aktivia in Kall aufzuräumen. Für die Kleineren boten wir eine Abschlussfahrt über die Höhen der Eifel zur Wetterstation in Udenbreth an. Auf dieser Strecke gab es keine Auswirkungen der Flut zu beobachten.

Obwohl die Kinder in dieser Woche im Camp viel gelernt hatten, blieb doch danach eine große Leere zurück. Von der Freude, etwas Großartiges geschafft zu haben, war nicht viel zu spüren. Zu sehr überdeckten die schrecklichen Ereignisse die Freude über das Gemeinschaftsprojekt und die fahrerischen Leistungen der Kinder.

Nicht unerwähnt bleiben soll, dass zur gleichen Zeit in Trier eine Gruppe von Kindern mit Kaspar Portz, Anne Begemann und Klaus Klaeren mit ca 20 Kindern regionale Touren unter dem Slogan: „Heimat erfahren“ durchgeführt hatte. Dieses regionale Angebot kam zustand, weil sich Schule oder Elternhaus nicht zur Teilnahme am Camp durchringen konnte.

Im Nachgang wird nun zu erörtern sein, nach welchem Konzept die Fair Play Tour künftig durchgeführt werden soll, als Camp oder weiter als Runde durch die Großregion.

Um ein breites Meinungsbild zu erhalten, ist es erforderlich, dass jeder, der aktiv den Fair Play Gedanken weiter verfolgen möchte, sein Statement zur Zukunft des Fair Play Projektes abgeben soll. Dies ist insbesondere auch deshalb wichtig, da die bisherigen Organisatoren aus Alters- bzw. Gesundheitsgründen nicht mehr lange zur Verfügung stehen. Weiterhin türmen sich weitere Hürden auf wie Extremwetterereignisse und Pandemiegeschehen auf, die zu den bisherigen Vorbereitungen zusätzlich verantwortungsvoll mit berücksichtigt werden müssen.

Herbert Ehlen

Gedanken zum Fair Play Camp von Thomas Münnix

Wir sind mit dem Fair Play Camp dieses Jahr in der Eifel.Die letzten Tage sind wir mit den Fahrrädern durch Schuld, Gemünd, Bad Münstereifel und das Ahrtal gefahren.. und die Welt war in Ordnung! 
Alle hatten sich langsam von Corona erholt und das Leben und das Lachen kehrte zurück. 
Heute haben wir, nach dem Unwetter, uns stattdessen mit den Teams in unsere Begleitfahrzeuge gesetzt und haben die betroffenen Gebiete in der direkten Umgebung ,so gut es ging, angefahren und beim „Aufräumen“ geholfen. 
Aber was sollen wir tun, wenn eine Familie die vor zwei Jahren erst ein Haus gekauft hatte, und es gerade fertig hatten,  jetzt Meter hoch Wasser im Erdgeschoss hat? 
Wenn beim Nachbarn das halbe Haus eingestürzt ist? 
Oder Menschen, die wir kennen nicht erreichbar sind und vielleicht Opfer dieser Wassermassen geworden sind?
Die LKWs stehen bis über die Reifen im Wasser und selbst im Krankenhaus und Altenheim musste evakuiert werden, weil das Wasser durchgebrochen ist. 
„Wir sind doch nur der Tropfen auf dem Heißen Stein“  könnte man jetzt denken und sich hängen lassen… 
Und doch ist es wichtig, gerade jetzt für Familie, Freunde, den Nachbarn…,  aber auch für den Fremden, den wir noch nicht kennen, da zu sein. 
Fragt einfach …Packt mit an…Hört einfach zu oder seid einfach da! 
Aus eigener Erfahrung: Die Menschen sind unglaublich dankbar für jede Hilfe die da kommt.Selbst wenn es, wie hier im Moment ein paar Kinder und Jugendliche sind, die eigentlich nur Fahrrad fahren wollten.